Natürlich denkt man zuerst an den Schauspieler, wenn man dieses Buch in Händen hält, und ist gespannt darauf, ob hier ein Künstler, der zeitlebens der Sprache Gestalt verliehen hat, so einfach die Seiten wechseln kann. Um es gleich zu sagen, Bierbichler kann’s. Wer daran zweifelt, mag sich den Roman laut vorlesen und bemerkt neben dem Geschrieben eine zweite Qualität: Der Roman klingt, er dröhnt fast.
Hier ist kein Erzähler am Werk, der sich zurückzieht, sondern ein Autor mitten in seiner Geschichte. Bierbichlers Sätze hallen im tiefen Bariton nach. Mittelreich folgt einer lebenslangen Veränderung, deren Katastrophen dazu führen, dass sich ein künstlerisch veranlagter Mensch wie Pankraz ein anderes Leben wünscht. In sein eigenes ist er zwangsverpflichtet worden, nachdem der Bruder im Krieg versehrt wurde. Es geht um die Seewirtschaft, den Familienbesitz, der seit Generationen bewahrt wird. Es geht um die Tradition. Um die Wurzeln. Ums Auskommen.
Bierbichler umreißt ein Jahrhundert deutscher Geschichte voller äußerer und innerer Verwüstungen. Was den Roman lesenswert macht, ist, dass Bierbichler keine Scheu kennt, bis an die Grenze des sprachlich Zumutbaren zu gehen.
Die Lesung dieses Werkes durch ihn selbst ist ein Hochgenuss.