06.08.2016: Festivaltag 11

Ein Filmfestival lebt nicht nur von den großen Stars und den schillernden Highlights, sondern auch von den kleinen, leisen Momenten, in denen die große Leidenschaft für Kino zu Trage tritt. Einen solchen Moment durfte man gestern in der intimen Atmosphäre der Seefelder Lounge erleben: Der Dokumentarfilm CINEMA, MON AMOUR von Alexandru Belc ist eine Hommage an das vom Aussterben bedrohte Filmtheater in Rumänien und an jeden, der Kino mit Leidenschaft betreibt. Während der Dreharbeiten beschließt Protagonist und Kinobesitzer Victor Purice, sich mit einem der leidenschaftlichsten Kinomacher Deutschlands zu treffen: Matthias Helwig. Und jetzt erlebt der Zuschauer in der Seefelder Lounge eine Mise en abyme, wie sie im Buche steht. Er sieht im Film, wie die Kamera in den Innenhof des Seefelder Schlosses einfährt und sich plötzlich der deutsche und der rumänische Kinobesitzer im Foyer des Kinos gegenüberstehen. Moment! Diese Szene hatte man doch eben in realiter erlebt? Klar, Victor Purica hatte sich natürlich nicht nehmen lassen, erneut an diesen Ort zurückzukehren und den nun fertigen Film vorzustellen.
Es handle sich nicht um eine Komödie, sondern um einen sehr traurigen Film, warnte der junge Filmemacher Valéry Rosier vor der Projektion seines Films PARASOL (zu deutsch: Sonnenschirm). Das restlos ausverkaufte Kino ließ sich davon allerdings nicht abschrecken. Gekommen waren sie, um diesen Hauptwettbewerbsbeitrag zu sehen. Und der belgische Regisseur lieferte ihnen ein präzise photographiertes und sehr eigen komponiertes Drama, das einen tatsächlich weniger lachen als vielmehr schlucken lässt. Szenerie ist die Ferieninsel Mallorca, die zum Symbol der Isolation in einer sich immer schneller drehenden, vernetzten Welt wird. In vielen, exzellent arrangierten Totalen fängt der Film die entleerten Rituale und Schauplätze der Tourismusindustrie ein. Im anschließenden Filmgespräch erhält der Filmemacher viel Lob, aber auch den Wunsch auf ein klein wenig mehr Zuversicht für seine Protagonisten. Nachwuchsregisseur Valéry Rosier verspricht der Zuschauerin etwas mehr Optimismus für sein nächstes Projekt. Er sei ja noch am Anfang, sagt er augenzwinkernd.