So war es gestern
Eine kalmückische Regisseurin, ein brüllender Wasserfall und eine inspirierende Kunst-Box
Viele schöne Bilder von gestern finden Sie in der Galerie.
Am dritten Tag des Festivals konnten sich die Gäste über Besuch aus Moskau freuen. Ella Manzheeva stellte ihren Film THE GULLS vor, den sie in ihrer Heimat Kalmückien am kaspischen Meer gedreht hat - der erste Film aus Kalmückien seit 25 Jahren! Elza, eine junge Frau, möchte der Enge ihres trostlosen Dorfes entfliehen. Einprägende Bilder von einem sensiblem Kameramann: Alexandr Kuznetsov, der Mann der Regisseurin. Manzheeva erzählte beim anschließenden Filmgespräch auf Englisch und teils auf Russisch, wie ihr Film entstand und wie sie zum Filme machen kam.
Die 34-Jährige spielte erst lange Violine, wollte dann aber nicht auf ein Konservatorium und studierte zunächst Sound Design an der Filmhochschule. Erst danach wechselte sie zum Fach Regie. Nachdem sie einige Kurzfilmen gedreht hatte, präsentierte sie auf dem FSFF ihren ersten Langfilm. Sie schrieb das Drehbuch in nur fünf Tagen - die Geschichte sprudelte einfach nur so aus ihr heraus. Die Figuren sind aus dem echten Leben gegriffen. Gedreht wurde im Haus ihrer Großmutter, die sofort an ihr Filmprojekt glaubte. Bei der Vorführung in Kalmückien von THE GULLS mussten viele der Einheimischen weinen. "Die Bewohner nehmen den Film nicht als Kunstobjekt war, sondern als das reale Leben, über dessen traurige Momente normalerweise geschwiegen wird. Das Casting des Films war ebenfalls interessant, wie die Regisseurin und Mutter von zwei kleinen Kindern erzählte. Die Hauptdarstellerin ist ein Topmodel aus Kalmückien, das in New York und Paris lebt. Damit sie sich in das Leben des ärmlichen Dorfes hineinfühlen konnte, musste sie zwei Wochen lang nachts in der Backfabrik arbeiten und durfte während des Drehs zwei Monate lang nichts sprechen.
Besonders freuen wir uns über das positive Feedback von Regisseurin Ella Manzheeva:
"Ich dachte immer, dass wahrscheinlich nur in Kalmückien die Leute den Abspann im Kino bis zum Schluss schauen. Aber nein, es passierte gestern! Bei vollkommener Stille blieben die Zuschauer auf ihren Plätzen. Ich weiß nicht warum, vielleicht sind sie geduldig, oder vielleicht ist es in Bayern so Brauch, oder sie müssen sich nirgendwohin beeilen, das ist unwichtig. Ich möchte ihnen einfach danken! Und ebenso Danke an Matthias und das Festival FSFF!"
Auch bei Hans Steinbichlers Film „Das Dorf des Schweigens“ wird wenig miteinander gesprochen. Abgeschieden hoch in den Bergen wird Bad Gastein zum schicksalhaften Ort eines abgründig und feinsinnig erzählten Dramas. Steinbichler war so fasziniert von Bad Gastein, dass er dort unbedingt einen Film drehen wollte. „Mich reizt die Fäulnis dieses Ortes mit einem Wasserfall, der alle anbrüllt.“ Die Emotionen können mit der Landschaft nachgezeichnet werden, die Metaebene sei gleich mit dabei. Auch der Touristenverband des Ortes konnte der eigenen Fäulnis etwas abgewinnen und nahm das Filmteam positiv auf, erzählte Steinbichler. „Da müssen sie unbedingt mal hinfahren."
Hingehen kann man zur Ausstellung DEEPLY MOVED LIVINGROOM, eine Installation mit zeitgenössischen Künstlern in der Schlossberghalle Starnberg. Die Box mit inspirierenden Kunstobjekten wurde gestern eröffnet und kann noch während der ganzen Festivalzeit besucht werden. Bleibt noch die wie immer sehr beliebte Lesung mit Anton Leitner und Friedrich Ani in Höchstadt zu erwähnen, die auch gestern wieder ein interessiertes Publikum gefunden hat. Und ein restlos ausverkauftes Kino in Herrsching, wo PAPA AFRIKA seine Uraufführung mit Filmteam und den beiden Hauptprotagonisten feierte.
Ein sehr gelungener Festivaltag!
