Die Gewinnerfilme des 8. Fünf Seen Filmfestivals

Das 8. Fünf Seen Filmfestival (23. Juli – 3. August 2014) verzeichnet mit 17.000 Besuchern einen neuen Rekord. Jetzt stehen die Gewinner der über 130 Filme fest.

Das Fünf Seen Filmfestival (23. Juli – 3. August 2014) ist endgültig eine feste Größe in der europaweiten Festivallandschaft und verzeichnet einen Rekord und großartigen Erfolg bei Branche und Publikum: 17.000 Besucher strömten in die zehn Spielstätten des Festivals – ein Zuwachs von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bei den Zuschauerzahlen. Am Sonntag Abend, den 3. August 2014 wurden in der Starnberger Schlossberghalle die wichtigsten Preise des 8. Fünf Seen Filmfestivals verliehen: Der slowenische Film CLASS ENEMY geht als Gewinner des Hauptpreises des Fünf Seen Filmfestivals, des Fünf Seen Filmpreises hervor. Der Nachwuchspreis geht an den französisch-schweizerischen Debütfilm LEFT FOOT RIGHT FOOT. Das deutsche Drama JACK wird mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet. Den Dokumentarfilmpreis gewinnt ZUM BEISPIEL SUBERG aus der Schweiz. Zwei Filme gleichzeitig werden mit dem Horizonte-Filmpreis ausgezeichnet: Der Schweizer Film NEULAND und die deutsch-österreichische-schweizerische Koproduktion EVERYDAY REBELLION. Publikumsfavorit ist RECYCLING LILY, ebenfalls aus der Schweiz.

Der Fünf Seen Filmpreis geht in diesem Jahr an den slowenischen Spielfilm CLASS ENEMY von Rok Bicek. Die Begründung der Jury um Hans Steinbichler lautet:
„Die brillante Versuchsanordnung, die Rok Bicek in diesem Film mit bezwingender Intelligenz und glasklarer Handschrift konstruiert, bringt den Zuseher unversehens in eine zweite Versuchsanordnung: nämlich in eine, in der man selbst Teil dieser wird und die man - zunächst widerwillig - eingeht, um sie dann im Nachklang als zutiefst beunruhigende Erfahrung zu behalten.
Beunruhigend, weil Hitze und Kälte, Unbestimmtes und Messerscharfes, Moral und Indifferenz, Sicherheit und dünnes Eis in ihrer Wirkung wie Schrapnelle auf einen zufliegen – und treffen. Die Rigorosität, mit der Bicek uns in eine ungemütliche Unentschiedenheit in Bezug auf Wahrheit und Lüge, Sehen und Fühlen, Glauben und Hoffen zwingt, ist grausam. Wir dürfen uns nie sicher sein. Bicek fordert von uns das eigene Urteil, die eigene Sicht. Und lässt uns damit stehen. Mit all den unabsehbaren Konsequenzen, die sich daraus ergeben.
Class Enemy von Rob Bicek folgt thematisch wie filmisch unbeirrt einer starken Vision, die manchmal so hermetisch und unzugänglich wie eine Granitkugel wirkt und dennoch von einem Strom von Empfindungen überzogen ist, die dieses Monument geistiger wie emotionaler Kontrolle zu einem faszinierenden Organismus machen. Zurückhaltung als Meisterschaft und das in einem Debütfilm. Bei Bicek ist eine völlig ungefährdete sowie balancierte Selbstgewissheit am Werk, die es ungemein spannend macht, was er damit wohl als nächstes angeht.
Der Hauptpreis der Jury geht daher an Class Enemy.“
Der Film erhält 5.000 Euro,gestiftet vom Landkreis Starnberg.

Die Jury vergibt den Nachwuchspreis des Fünf Seen Filmpreises an die französisch-schweizerische Koproduktion LEFT FOOT RIGHT FOOT von Germinal Roaux. Die Begründung der Jury:
„Der Westschweizer Fotograf Germinal Roaux hat sein Kinodebüt rund um seine bevorzugten Motive aufgebaut: junge Menschen, Musik und Skaten. Erstaunlich ist, wie schnell und mit welcher Präzision der 1975 in Lausanne geborene Autodidakt die Schauplätze seines Dramas vom Erwachsenwerden etabliert. Man schmeckt, hört und riecht diesen Film, ist als Zuschauer bald drin in dieser Welt des gänzlich unromantischen Schweizer Prekariats. Bereits nach kurzer Zeit hat man eine konkrete Vorstellung des Lebensumfeldes von Vincent und Marie, eines jungen Paares, das in Lausanne lebt und geprägt ist von Geldnot sowie kaputten Familienstrukturen. Dazu kommt noch ein behinderter Bruder. Germinal Roaux erzählt deren Geschichte in Schwarzweiß und ohne Sentimentalitäten, atmosphärisch dicht sowie mit zwei eigenwilligen Hauptdarstellern, die nicht zu oberflächlicher Identifikation einladen, sondern ihren Figuren ein Geheimnis bewahren. „Left Foot, Right Foot“ ist für ein Debüt überraschend stilsicher und konsequent erzählt, treibend und voller Energie.
Germinal Roaux' erster Film macht neugierig, wie es mit diesem Quereinsteiger als Regisseur weitergehen könnte. Die Jury ist gespannt auf sein nächstes Werk – und verleiht „Left Foot, Right Foot“ deshalb den Nachwuchspreis.“

Der Film erhält 1.500 Euro, gestiftet vom Mediencampus Bayern sowie
einen Viewfinder, Mark Vb im Wert von 1.000 Euro, gestiftet von der Künstlerkanzlei Schmidt-Hug / München.

Der Drehbuchpreis geht an das deutsche Drama JACK von Nele Mueller-Stöfen und Edward Berger, die auch das Drehbuch geschrieben haben. Die Jurybegründung lautet:
„Wir lieben JACK. Wir lieben ihn, weil Ihr ihn liebt, liebe Autoren. Nele Mueller-Stöfen und Edward Berger haben uns mit der Geschichte von JACK ein modernes Märchen geschenkt. Modern, weil es kein schwarz und weiß gibt, kein gut und böse. Das ist nicht einfach. Wir blicken auf die Welt durch JACKs Augen, mit seinem sturen unverzagten Blick tigern wir an seiner Hand durch die unübersichtliche und wilde Großstadt, in der er seine Mutter sucht. Natürlich WOLLEN wir urteilen, weil wir erwachsen sind, weil wir sehen, wie die Mutter ihre Kinder allein lässt, wie sie - auch arglos, auch jung - die Unterscheidung zwischen Freund und Kind nicht treffen kann. Aber ihr macht es uns nicht leicht, erleben wir sie doch durch IHN, und wie er sie lieb hat, verstehen will, verteidigen will. Wenn der Sohn nachts ans Bett der Mutter kommt, in dem sie gerade Sex hat, mit - ach egal, irgendeinem Kerl eben - und sagt, er habe Hunger, dann ist uns alles klar. Wie hilflos er ist, wie verloren. Nur eben kommentiert ihr das nicht weiter, und das lässt uns als Zuschauer großen Spielraum zum Atmen, Sehen, Fühlen, Dabeisein. 
Der kleine Kerl trifft in diesem Märchen seine wahrscheinlich wichtigste Entscheidung - und wir sind stolz wie Bolle, wenn wir sehen, wie JACK sich und seinen kleinen Bruder in eine - vielleicht bessere - Zukunft rettet.“

Der Drehbuchpreis ist mit 2.000 Euro dotiert, gestiftet von der Stadt Starnberg.

Gewinner des Dokumentarfilmpreises ist: Die Schweizer Dokumentation ZUM BEISPIEL SUBERG von Simon Baumann. Die Jurybegründung lautet:
„Der Film startet mit einer Prämisse: „Man sagt, die Welt sei ein Dorf geworden.“ Aber was ist, wenn das Dorf längst zur Schlafsiedlung geworden ist und die Orte verschwunden sind, an denen Menschen sich begegnen: Der Dorfladen die Wirtschaft, das Postamt?
In seinem Heimatort begibt sich der Regisseur auf die Suche nach dem verlorenen Gemeinschaftsgefühl. Er klingelt an Haustüren, spricht über hohe Hecken hinweg mit Nachbarn und tritt schließlich in eine der letzten Bastionen dörflichen Lebens ein, den Männerchor. Aus den Begegnungen und Super 8 Filmen seiner Eltern zeichnet der Regisseur das verschmitzt-poetische Porträt eines Schweizer Dorfes, das exemplarisch für viele andere auf der Welt steht. Und wir fragen uns mit ihm: Wie konnte innerhalb einer Generation eine solche Gemeinschaft auseinander brechen? Der Autor verklärt die Vergangenheit nicht, sondern stellt sich ihr kritisch und mutig, denn als Kind politischer Eltern ist er im Dorf beileibe nicht überall willkommen. So entsteht vor unseren Augen eine ganz besondere Dorfchronik voller berührender Momente und menschlicher Tiefe.“

Der Film erhält 3.000 Euro, gestiftet von der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg.

Träger des Horizonte-Filmpreises sind zwei Filme gemeinsam: Der Schweizer Film NEULAND von Anna Thommen und die deutsch-österreichische-schweizerische Koproduktion EVERYDAY REBELLION von den Brüdern Arash T. Riahi und Arman T. Riahi. Die Begründung der Jury lautet:
„Unsere Jury konnte sich nicht für einen einzigen Film entscheiden. Das bedeutet nicht, dass wir unentschieden gewesen wären. Im Gegenteil: Entschieden befürworten wir sämtlich die Preisvergabe des Horizonte Filmpreises an jeden der beiden Filme, denn jeder hat seines inhaltlichen Projekts wegen und aufgrund seiner Gestaltung den Preis in hohem Maße verdient.“

Jurybegründung zu NEULAND:
„Es gibt Menschen, die Mut machen, so einer ist Herr Zingg, Lehrer an einer Basler Integrationsschule für Jugendliche, die ohne Deutschkenntnisse in die Schweiz eingereist sind. Die Schüler sind um die zwanzig, die meisten kommen aus Ländern, in denen Krieg und Gewalt den Alltag bestimmen und in denen sie für ihr eigenes Leben keine Zukunft sahen. Manche haben eine Odyssee hinter sich, zu Fuß, im Schlauchboot, im Auto, doch über ihrer Perspektive in der Schweiz steht zunächst ein großes Fragezeichen. Sie betreten Neuland, im wahrsten Sinn des Wortes. „Sie sind hier, weil Sie noch nicht verstehen“, sagt Herr Zingg zu Beginn des Schuljahres, und er sagt es in einem Ton, der sich in seiner Menschlichkeit und Wärme und ohne Tremolo durch den ganzen Film zieht. In NEULAND geht es um Hoffnung, um Respekt, um Nähe und Distanz, es geht um die Zukunft junger Menschen und wie sie ermutigt werden können, ihren Weg in eigener Verantwortung zu gehen, sich nicht aufzugeben, sich nicht zu verlieren und trotz widriger Umstände und Misserfolge an die eigene Chance zu glauben in einer Welt, die es ihnen nicht leicht macht. Im Mikrokosmos einer Integrationsklasse in Basel erfahren wir viel über das Leben, und wie wir alle etwas dazu tun können, die Menschen in ihrer Würde zu achten und, Herr Zingg macht es uns vor, in jedem das Positive zu entdecken, ihn ernst zu nehmen und ihm Respekt zu erweisen. In diesem leisen, unaufdringlichen, fast spröden, und doch poetischen Film werden die zentralen Themen für ein friedliches Zusammenleben in unserer Welt verhandelt. Eine Rebellion gegen Unmenschlichkeit und Kälte, ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Pathos, dafür mit großer Herzlichkeit, Heiterkeit und mit Humor.“

Jurybegründung zu EVERYDAY REBELLION:
„Dass gewaltfreier Widerstand erfolgreicher sein kann als bewaffneter Aufruhr, ist keine neue Erkenntnis. Neu ist, dass Menschen verschiedener Gesellschaften und Nationen voneinander lernen, wie man sich gewaltfrei gegen Zustände wehrt, die das Leben unerträglich machen. Die Phantasie der Gewaltlosigkeit ist denn auch das eigentliche Thema des Films EVERYDAY REBELLION. Er macht uns auf faszinierende Weise mit Menschen bekannt, die selbst in aussichtsloser Lage nicht aufhören, ihre Hoffnungen und ihren Protest, ihre Forderungen und Utopien zu artikulieren. Anlass für Rebellion ist, das zeigt der Film in globaler Sicht, mehr als genug: Zwischen pathologischem Kapitalismus und Machtmissbrauch, Glaubensterror, Medienmanipulation und Kontrollwahn bleibt für ein selbstbestimmtes Leben kaum noch Raum. Wer dagegen aufbegehren will – und das tun weltweit immer mehr Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen, Religionen, politischen Systemen –, lernt durch diesen Film, dass Gewaltfreiheit das Gegenteil der Passivität ist. Und dass die Methoden solchen Widerstands – vom klandestinen Veröffentlichen des freien Wortes bis zur entwaffnenden Clownerie, von der Sitzblockade bis zur Provokation der nackten Femen-Frauen – sich in ansteckender Weise verbreiten und regelrecht trainieren lassen. EVERYDAY REBELLION stimmt optimistisch – nicht, was die Lage der Welt angeht; doch was die Verfasstheit des Menschen betrifft: Er bleibt fähig zum intelligenten Widerstand.“
Die Filme erhalten gemeinsam 2.000 Euro, gestiftet von der Gemeinde Herrsching.

Der Publikumspreis des 8. Fünf Seen Filmfestivals geht an die Schweizer Komödie RECYCLING LILY von Pierre Monnard.

Der Film erhält 2.000 Euro, gestiftet von der Süddeutschen Zeitung.

Information zu den Preisen:

FÜNF SEEN FILMPREIS
Spielfilme aus dem deutschsprachigen Raum, die noch nicht im Kino ausgewertet worden sind, konkurrieren um den “FÜNF SEEN FILMPREIS” des FÜNF SEEN FILMFESTIVALS. Eine jährlich wechselnde Jury, die sich aus bekannten Filmschaffenden, Branchenvertretern, Journalisten und Vertretern öffentlicher und sozialer Institutionen zusammensetzt, bestimmt die Gewinner der drei Preise die innerhalb dieses Wettbewerbs vergeben werden: FSFF- bester Film, FSFF- bestes Drehbuch, FSFF- bester Nachwuchsfilm (Dies ist das erste oder zweite Werk eines Filmschaffenden und soll dessen Kreativität, Innovation und Engagement im Umgang mit seinem Medium fördern).

FÜNF SEEN FILMPREIS: 5.000,- Euro, gestiftet vom Landratsamt Starnberg 



DREHBUCHPREIS: 2.000,- Euro, gestiftet von der Stadt Starnberg



NACHWUCHSPREIS: 1500,- Euro, gestiftet von Mediencampus Bayern
Preis: Viewfinder, Mark Vb im Wert von 1.000 Euro, gestiftet von der Künstlerkanzlei Steffen Schmidt-Hug in München.



DOKUMENTARFILMPREIS DES FÜNF SEEN FILMFESTIVALS
Dokumentarfilme aus dem deutschsprachigen Raum, die noch nicht im Kino ausgewertet worden sind, konkurrieren um den Dokumentarfilmpreis des FÜNF SEEN FILMFESTIVALS. Eine jährlich wechselnde Jury, die sich aus bekannten Filmschaffenden, Branchenvertretern, Journalisten und Vertretern öffentlicher und sozialer Institutionen zusammensetzt, bestimmt den Gewinner.


DOKUMENTARFILMPREIS: 3.000,- Euro für den Gewinner, gestiftet von der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg




PUBLIKUMSPREIS DES FÜNF SEEN FILMFESTIVALS
Das Publikum bestimmt aus einer Auswahl des Fünf-Seen-Filmfestivalprogramms den PUBLIKUMSPREIS:


PUBLIKUMSPREIS: 2.000,- Euro gestiftet von der Süddeutschen Zeitung an den Produzenten für für die zukünftige Bewerbung des Films im Kino abzüglich der von ihm geforderten Kosten für das Abspiel des Films während des Festivals.

HORIZONTE-FILMPREIS - HUMAN RIGHTS AWARD 
Es wird ein Preis für einen Film der Sektion verliehen, der die Frage der Menschenrechte in den Mittelpunkt und für ein besseres Verständnis ihrer Bedeutung wirbt. 

HORIZONTE-FILMPREIS: 2000,- Euro, gestiftet von der Gemeinde Herrsching

Regelmäßige Updates und aktuelle Informationen zum Fünf Seen Filmfestival 2014 gibt es wie immer auf www.fsff.de oder auf www.facebook.com/fuenf.seen.filmfestival

Fünf Seen Filmfestival: Anziehungspunkt für Tausende und Markenzeichen weit über die Region hinaus. Seit acht Jahren findet Ende Juli / Anfang August das Fünf Seen Filmfestival in einer der schönsten Landschaften Deutschlands statt. Schwerpunkt sind die Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die Förderung des Filmnachwuchses und die Verankerung heutiger Filme in der Filmgeschichte (Retrospektive) und in der Gesellschaft (Horizonte). Innerhalb kürzester Zeit hat sich das FSFF zu einem der größten und renommiertesten Filmfestivals in Bayern entwickelt und findet auf zehn Leinwänden in den Spielstätten Starnberg, Herrsching, Schloss Seefeld, Weßling, Wörthsee, Dießen und heuer zum ersten Mal auch in Landsberg/Lech statt. Im Jahr 2013 kamen zu den über 330 Vorstellungen 14.000 Besucher (zum Vergleich: 13.000 Besucher (2012), 12.000 Besucher (2011), 10.000 Besucher (2010), 8.000 Besucher (2009), 6.500 Besucher (2008)). Das FSFF verdankt seine große Beliebtheit der ausgezeichneten Filmauswahl und der großflächigen Medienberichterstattung. Medienpartner sind Bayern 2, Süddeutsche Zeitung, Münchner Feuilleton, Landkreis-Echo, kulturwelle5.de. Die Bayerische Staatsregierung, der Bezirk Oberbayern, der Kreis Starnberg, die Stadt Starnberg, die Kreissparkasse München Starnberg und United Domains zählen zu den hochkarätigen Partnern des FSFF.