Die quälende Anwesenheit der Abwesenheit: Das kleine Ladenmädchen Xiao Mei verschwindet plötzlich ohne Erklärung und radikal spurlos aus ihrem gewohnten Lebenszusammenhang. Hat es sich aufgelöst oder gar selbst erlöst? Die Leerstelle, die die vermeintlich unbedeutende junge Frau hinterlässt, wollen nun neun Personen aus ihrem näheren Umfeld füllen. In einem Kaleidoskop aus mäandernden Erinnerungen, Projektionen, Konfessionen, Auslegungen, Beschwörungen und hilflosen Spekulationen, durch das die Entflohene irrlichtert, versuchen sie, das Rätsel um ihr Verschwinden zu lösen.
Wie wohl kein anderes künstlerisches Medium ist der Film geeignet, die Wirkung der subjektiven Wahrnehmung auf die Erinnerung zu verbildlichen. Regisseur Maren Hwang jongliert raffiniert und virtuos mit Versatzstücken des Film Noir, Suspense-Elementen und Whodunit bei seiner Erforschung des Rätsels der Identität, der Interpretation von Welt und Mitmensch und der jeweiligen Konstruktion dessen, was gemeinhin „objektive Realität“ und „Wahrheit“ genannt wird. Das kann zwangsläufig zu keiner tröstlichen Lösung führen – es bleibt nur die haltlose Suchbewegung ins weiße Licht der Unendlichkeit.