Der warmherzige Streifen «Princesas» erzählt mit viel Gefühl die Story zweier Prostituierter und ihrer sich entwickelnden Freundschaft. Regisseur Fernando León de Aranoa hebt nicht den Moralfinger, sondern ist bemüht um Authentizität.
Nach dem Hit «Los Lunes al sol» lässt Léon de Aranoa nun «Princesas» folgen. Der Film ist erstklassig besetzt mit Candela Peña und Micaela Nevárez, die übrigens mit dem spanischen Goya für die beste Haupt- und Nebenrolle ausgezeichnet wurden. Ebenfalls Goya-prämiert wurde der Titelsong von Manu Chao. Der Streifen lief in Spanien mit über einer Millionen Zuschauer bereits überaus erfolgreich im Kino.
So viel zum Hintergrund - jetzt zur Geschichte: Caye (Candela Peña, exzellent) geht auf den Strassenstrich, ihre Familie weiss allerdings nichts von ihrer Geheimidentität. Der Zufall führt Caye mit der dominikanischen Prostituierten Zulema (Micaela Nevárez, wunderschön) zusammen. Die lässt sich von einem schmierigen Typen (Antonio «Morris» Duran) benutzen und schlagen, in der Hoffnung, er würde ihr endlich die überlebenswichtigen Aufenthaltspapiere organisieren. Ihren Liebeslohn schickt sie in die alte Heimat, an ihren fünfjährigen Sohn. Caye nimmt sich Zulema an und wird so etwas wie ihr Schutzengel. Nebenbei verliebt sie sich in einen Programmierer (Luis Callejo).
Der Film kommt ungeschminkt daher, beschönigt nichts und wartet auch mal mit nackten Tatsachen auf. «Princesas» ist aber keine Sekunde voyeuristisch, sondern gibt einfühlsam Einblicken in einen harten Job. Die Dialoge sind stark - es gibt zwischendurch auch immer wieder was zu lachen. Vor allem in den Szenen im Coiffuresalon, so sich die spanischen Huren regelmässig zum Tratschen treffen.
Die Optik orientiert sich am Dokustil, es wird viel mit der Steadycam gearbeitet. Manu Chaos Songs - es sind auch brandneue dabei - fügen sich gut ins Gesamtbild ein. Die Story packt und ist spannend erzählt, auch wenn es gegen Ende zu Längen kommt. Einige Fragen werden allerdings nie beantwortet: zum Beispiel, wie Caye - die aus gutem Hause stammt - zu diesem Job gekommen ist. Und dass die Handys in Spanien immer zu den unpassendsten Zeiten bimmeln müssen und ohne Vibrations-Mode ausgestattet sind, ist auch etwas seltsam. Trotzdem: «Princesas» ist absolut sehenswert