Es sind zwei gegensätzliche Pole, die Taxi Driver fast 40 Jahre nach seinem Erscheinen zu einem der großen Klassiker der Filmgeschichte machen, der nicht im Regal verstaubt, sondern immer wieder neue Generationen von Filmliebhabern begeistert und verstört. Wir müssen diese beiden Pole immer wieder betrachten, um nicht zu vergessen, dass sich die enorme Kraft des Kinos von Martin Scorsese genau zwischen ihnen entfaltet. Eine Kraft, die bis zum heutigen Tag nichts von ihrer Fulminanz verloren hat.
Auf der einen Seite steht die Glorie einer Identifikation. Sie hängt am Hauptdarsteller Robert De Niro, der hier in die immerwährende, nervöse Nacht des Protagonisten Travis Bickle schlüpft wie in eine neue Haut, so dass uns Bickle in seiner Einsamkeit, mit seinen Begierden, seiner Unbeholfenheit oftmals wie der Heilige vorkommt, zu dem er letztlich im Film stilisiert wird. Eine Kultfigur, ein Taxifahrer ist Travis Bickle, eine Kreatur der Nacht, die derart stark über Identifikation funktioniert, weil De Niro eine unfassbare, fast transzendierende Präsenz entfaltet, weil er Bickles Gedanken nur mit uns zu teilen scheint und weil er immer wieder in den Spiegel blickt: In den berühmten Spiegel in seiner heruntergekommenen Bude, in der es gleichzeitig leer und voll sowie heiß und kalt zu sein scheint, und in den er sagt: „Are you talkin‘ to me?“; in den Rückspiegel seines Taxis, in dem er nichts als Abschaum zu sehen vermag; und in die Spiegelungen der Pfützen auf den nassen Straßen New Yorks, die nicht den Himmel zeigen, sondern ein Meer aus Ungerechtigkeit und Missverständnissen.