Sehr poetischer Film mit kraftvollen Bildern: Yusuf, ein Dichter, kehrt nach vielen Jahren Abwesenheit zurück in seinen Heimatort. Seine Mutter ist gestorben. Dort trifft er auf Ayla, die viele Jahre mit seiner Mutter zusammengelebt hat, ohne dass er davon wusste. Sie verlangt von ihm die Ausführung einer Opferzeremonie. Yusuf, von Schuldgefühlen geplagt und auch angezogen von der ländlichen Atmosphäre mit ihrem ganz anderen Lebensrhythmus, willigt ein. Zusammen mit Ayla macht er sich auf zu der Grabesstätte eines heiligen Mannes, wo die Zeremonie stattfinden soll. »Yumurta« (»Ei«) ist der erste Teil der filmischen Trilogie von Semih Kaplanoglu, die mit "Süt - Milch" und "Bal - Honig" fortgesetzt ist. Zentrales Thema ist ein subjektiver, poetischer Begriff von Zeit und Raum, Wahrnehmung und Erinnerung, orientiert an Filmemachern wie Bresson und Tarkowski.
"Alle typische Motive des türkischen Kinos, die man auch schon von Ceylan oder Demirkubuz kennt. Doch die Handlung entwickelt sich gelassener, weniger weinerlich, zukunftsorientierter und streckenweise ironisch. [...] Das entwickelt schnell einen großen poetischen Sog. Kaplanoglu verfügt über eine seltene Fähigkeit, in kleinsten Andeutungen, quasi zwischen den Bildern alles zu erzählen. [...] Eine großartige Kamera findet Bilder voller Harmonie und von den Zeitläufen abgehobener Ewigkeit, eine Art Rückkehr zur Natur - die aber immer beiläufig bleibt, nie prätentiös oder schicksalsschwer daher kommt.“ – Rüdiger Suchsland: Filmkritik bei Kino-Zeit