Im malerischen Montana des beginnenden 20. Jahrhundert wachsen die beiden ungleichen Brüder Norman (Craig Sheffer) und Paul (Brad Pitt) unter der strengen, aber behüteten Obhut ihres Vaters (Tom Skerritt) auf. Dieser ist Pfarrer einer presbyterianischen Kirche. Nebst Gottes Wort versucht er seinen Söhnen vor allem die hohe Kunst des Fliegenfischens darzulegen und ihnen seine Liebe zur Natur zu vermitteln. Diese Beschäftigung hält die Familie zusammen, bis die Söhne erwachsen werden und ihre eigenen Wege gehen.
Denen, die Wert auf melodramatische Geschichten legen, sei gleich zu Beginn die Warnung an den Kopf geschmettert, vorstehende, knappe Zusammenfassung ist schon dramatischer als der Film selbst. Mehr Inhaltsangabe kommt nicht, denn das würde den ganzen Plot (sofern im klassischen Sinne vorhanden) verraten. Wo andere Filme überdimensioniertes Konfliktpotenzial in einem Pfarrervater und zwei verschiedene Söhne sehen, geht Robert Redford mit seinem Film ?Aus der Mitte entspringt ein Fluss? ganz ruhig zu Werke, als wüsste er nicht, was ein Melodram sei. Keine brachial melodramatischen Entwicklungen oder elektrisierenden Emotionen, die unter Umständen die ganze Leinwand zum erzittern bringen würden, lässt der Regisseur hier auf das Publikum los. Das erscheint auch logisch, denn der Film basiert auf der autobiographischen, eher lyrischen Vorlage des Norman MacLean und im Leben wird so manches Problem tatsächlich wesentlich weniger melodramatisch als in den großen Gefühlsschinken Hollywoods erledigt. Trotzdem oder gerade deshalb funktioniert und berührt das Werk besser als so manches künstlich aufgeplustertes Mammutdrama. ?Aus der Mitte entspringt ein Fluss? hätte ein nichtssagender, inhaltsleerer Langweiler werden können, diese Gefahr bestand, bei solch einem unaufgeregten Film, doch Redfords großartige Leistung drehte genau ins Gegenteil. Das ist keine Selbstverständlichkeit, gerade in dieser Zeit, wo zahlreiche Filme mit möglichst vielen Höhepunkten gefüllt werden und der Zuschauer schon entsprechend überreizt ist. Hier aber kehrt Redford das Prinzip um und sucht den Film möglichst höhepunktfrei zu halten, was den angenehmen Effekt bereithält, dass diese Literaturverfilmung ein einziger, sehr ruhiger Höhepunkt ist.