Erfolgsregisseurin Doris Dörrie inszenierte in Berlin die amüsant bewegende Geschichte einer in doppelter Hinsicht starken Frau, die mit Wucht und Würde für ein besseres Leben kämpft. Kathi ist für ihr Leben gern Friseuse. Als sie den Beruf gelernt hat, Mitte, Ende der 80er in der DDR, war der so gefragt, dass man besonders gut in der Schule sein musste, um ihn zu kriegen. Kathi hat sich schon als Kind die Nase an Friseurgeschäften plattgedrückt. Da roch es immer so gut. Und wenn die dann mit dem Spiegel kamen und ihr die Haare von hinten zeigten... Aus dem neugierigen Kind von damals ist eine Frau geworden. Und was für eine! Wenn Kathi eine Meinung hat, vertritt sie die auch unumwunden. Sie kann ziemlich ruppig sein, sie ist klug, aber sie trägt das nicht vor sich her und sie ist dick. Sie ist so dick, dass die freundliche Umschreibung mollig eine glatte Lüge wäre. Und obwohl ihre Lage alles andere als vielversprechend ist, hat Kathi keinerlei Begabung zu Kompromissen. Diplomatie ist ihr ein Fremdwort geblieben... Doch seit dem Mauerfall haben sich die Zeiten auch für sie geändert. Trotz Qualifikation verweigert man der in Berlin-Marzahn lebenden Arbeitslosen die Stelle im Friseursalon eines großen Einkaufcenters. Sie ist nicht ästhetisch. Kurzum beschließt sie, ihren eigenen Laden zu eröffnen, auch wenn ihr sowohl Wissen als auch Beziehungen und Geld dafür fehlen. Nichtsdestotrotz macht sich die resolute Existenzgründerin gut gelaunt mit einer großen Portion Witz und Fantasie an die Arbeit...
Doris Dörrie:
Warum kommen gute Sozialkomödien wie Ganz oder gar nicht meist aus England und nicht aus Deutschland, wo es ähnliche Probleme wie Arbeitslosigkeit und sozialen Abstieg gibt? Wir empfinden Arbeitslosigkeit als einen so großen Makel, dass wir nur schwer Witze darüber machen können. Selbstironie bedeutet bei uns sehr schnell Schwäche. Das täte uns aber natürlich gut, weil Humor immer bedeutet, dass man ein Fenster aufmacht und frische Luft herein lässt..