Südafrika auf eigene Faust bereisen und dabei faszinierendes Neuland entdecken? Glaubt man den beiden Dokumentarfilmern Silke Schranz und Christian Wüstenberg (Die Ostsee von oben, Australien in 100 Tagen), bietet eine solche Reise herrliche Naturerlebnisse und Begegnungen mit freundlichen, aufgeschlossenen Menschen. Das Filmemacher-Paar ist knapp zwei Monate lang mit dem Campingbus durch Südafrika gefahren und hat seine Erlebnisse auf der 10.000 Kilometer langen Strecke mit der Kamera festgehalten.
Der Dokumentarfilm versteht sich als eine Art Reiseführer für die Strecke von Kapstadt entlang der küstennahen Garden Route bis nach Durban und weiter durch den Nordosten des Landes bis nach Johannesburg. Auch Abstecher nach Lesotho und Swasiland sind inbegriffen. Die Autoren haben nicht nur die Schönheiten der Landschaften im Blick – die allerdings atemberaubend sind und das Betrachten auf der großen Leinwand lohnen –, sondern auch Soziokulturelles. Sie lassen sich von einem Township-Guide in Kapstadt die Klicklaute der Xhosa-Sprache erklären und demonstrieren, besuchen Nelson Mandelas Heimatdorf Qunu, nehmen sich einen Führer für die Zulu-Region. Die traditionellen Rundhäuser auf dem Land, die weder über Strom-, noch über Wasseranschluss verfügen, die koloniale Architektur und die modernen Hochhäuser der Städte ergeben ein kontrastreiches Gesamtbild. Die Fahrt durch die grüne, bergige Landschaft entlang der Küste mutet oft an wie die Exploration eines endlosen Naturparadieses und so ist die Überraschung groß, als hinter einem Hügel plötzlich die Skyline von Durban auftaucht.
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Der Reisefilm ähnelt den beliebten ... von oben-Formaten, die eine Natur- und Kulturregion im Flug erkunden. Das liegt weniger an den auch hier vorhandenen Luftaufnahmen, als an der bunten Mischung der Impressionen und der allenfalls punktuellen Vertiefung. Die Filmemacher besichtigen eine Höhle, die man zum Teil auf allen Vieren begehen muss, und geben Tipps zum Führungsangebot vor Ort. Gerade diese sporadisch eingestreuten Empfehlungen können mitunter sehr kleinteilig ausfallen, während die Reisedynamik an anderer Stelle kein Verweilen erlaubt. Wenn der Township-Guide in Kapstadt zeigt, wie auf der Straße Schafsköpfe, eine kulinarische Spezialität, zubereitet werden, fühlt man sich an die Reisereportagen von Gerd Ruge erinnert. Nur fallen die Begegnungen mit den Menschen hier meistens zu kurz aus. Oft beschränken sich ihre ohnehin raren Statements auf ein, zwei Sätze. Dafür begleitet Christian Wüstenberg als Off-Kommentator die meisten Aufnahmen und kombiniert dabei Wissenswertes mit persönlichen Reiseanekdoten.
Die Filmemacher erscheinen fast nie im Bild, obwohl Wüstenberg oft in der Wir-Form spricht. Das wirkt angenehm zurückhaltend und hält den Blick nach außen gerichtet. So zum Beispiel auch in der brenzligen Situation, als die beiden in einem der vielen Nationalparks hinter einem Elefantenbullen herfahren und ihn damit unabsichtlich provozieren. Die Wildtierbeobachtung in den Nationalparks und privaten Wildparks nimmt breiten Raum ein und liefert dem Film die spannendsten Szenen. Dabei geht es auch um die immense Gefährdung der Nashörner durch Wilderei. Um die Tiere zu schützen, hat man sich in einem der Parks dazu entschlossen, ihnen die Hörner abzusägen.
Diese filmische Entdeckungsreise aus touristischer Perspektive widerlegt das hartnäckige Gerücht, dass es in Südafrika vielerorts zu gefährlich für Besucher sei. Sie eignet sich jedoch nicht nur als Urlaubsführer, sondern präsentiert Südafrika generell als zugängliches Land mit lebendigem Facettenreichtum, der sich für die nähere Betrachtung empfiehlt.
(Bianka Piringer)