Flamenco, dieses Wort beschwört bei den meisten Menschen, auch jenen, die nie dort waren, Bilder aus Andalusien. Die Alhambra von Granada und die Moschee von Cordoba, leidenschaftliche Señoritas mit Kastagnetten, die Weine aus Jerez und Malaga und musizierende Gitanos mit Gitarren, Gitarren, Gitarren. Es ist das reinste Bilderbuch-Spanien und kaum einer hat so sehr dazu beigetragen, die Musik dieses Landstrichs zugleich zu popularisieren und zu erneuern wie Paco de Lucia.
Diese Welt scheint so weit entfernt von der des Jazz und doch trat Paco de Lucia – wovon dieser Mitschnitt zeugt – nicht grundlos bei den Germeringer Jazztagen auf. Als er dies 1996 tat, gehörte er schon seit Jahrzehnten auch der Jazzgeschichte an, und dies kurioserweise, ohne dass er sich je allzu weit von seinen Wurzeln entfernt hatte. Die rhythmische Urkraft, sein Improvisationstalent und seine atemberaubende Virtuosität – Qualitäten, die wie geschaffen auch für eine großen Jazzer sind – schlugen wie von selbst die Brücke zu einer Musik, deren Wesensverwandschaft zum Flamenco in den Jahrzehnten seiner Laufbahn immer offensichtlicher wurde. Recorded Live auf den Germeringer Jazztagen 2008