Ein eindrückliches Bild dreier Menschen, Opernhäuser und Städte – Mailand und die Scala, Wien und Kiew und ihre Opern.
Die Arbeit der drei Garderobenmitarbeiter im Schatten der Opernaufführungen, deren Musik den Film gedämpft untermalt, wirkt monoton und einfach. Doch in den Gesprächen und Alltagsszenen offenbart sich die Dramatik des realen Lebens.
Die Dialoge drehen sich um Fürsorge und Sorge, um Kinder und Enkelkinder, um Anforderungen und Veränderungen im Berufsalltag, um das Familienleben, um Liebesgeschichten, um Politik und Stadtgeschichte. Mehrfach erweist sich der private Kosmos der ProtagonistInnen als geprägt von Abschied und Wandel – Flavios Sohn fährt auf einen Schüleraustausch nach Irland, der Enkel von Nadezhda in die große Stadt, um zu studieren. Und während Flavios Zeit in der Scala zu Ende geht, arbeitet Ronald noch in einem zweiten Job in der Wiener Unibibliothek.
Die Foyers der pompösen Opernhäuser wirken während der Aufführung wie ausgestorben. Nur das Garderobenpersonal ist da, plaudert hin und wieder miteinander, langweilt sich, telefoniert und wartet auf das große Finale, auf den Ansturm der Gäste, die ihre Mäntel und Regenschirme bei den Garderobiers abholen. Ihr Leben ist so reichhaltig, dass die Geschehnisse auf der Opernbühne blutleer und irrelevant erscheinen.
Secondo Me verbannt die Oper und ihre Aufführungen aus dem Rampenlicht und überlässt dem Personal die Bühne. Ein Film über die Dramatik des Alltags, über Zufälle, die kein Libretto hätte erfinden können, über Facetten des Lebens, die auf keiner noch so großen Opernbühne Platz finden würden. Und über die Idee Europa, die sich durch die reduzierte Versuchsanordnung Cuzuiocs als Selbstverständlichkeit kommuniziert.