Saint Ralph

Der Vater im Krieg gefallen, die Mutter im Koma, und Ralph droht die Abschiebung in ein Waisenhaus. Nur ein Wunder könne seine Mutter noch retten, hört Ralph die Ärzte im Krankenhaus sagen. Ein Wunder wie jenes, 1954 als untalentierter Jugendlicher den Boston-Marathon zu gewinnen. Der Floh, den ihm sein Sport- und Philosophielehrer ins Ohr setzt, bewirkt an sich schon ein Wunder: jenes, das der 14-jährige nun ein Ziel vor Augen hat. Es wird ihn und sein Leben verändern.

Von Natur aus ist Ralph (Adam Butcher) ein Rebell und Außenseiter, weit entfernt davon, ein Heiliger zu sein. 22 Mal habe er in der letzten Woche onaniert, gesteht er in seiner Beichte, die ihm zu seinem Schrecken aber die Mitschüler seiner katholischen Schule abgenommen haben. Er hat?s nicht leicht, erst recht nicht, als der strenge Rektor Vater Fitzpatrick (Gordon Pinsent) herausbekommt, dass die Entschuldigungsschreiben nicht von Ralphs angeblich sich um ihn kümmernder Großmutter stammen, sondern gefälscht sind. Zur Strafe verfrachtet er Ralph in die Geländelaufgruppe von Vater Hibbert (Campbell Scott). Dort entwickelt er aufgrund jenes in Aussicht gestellten Wunders entgegen seiner anfänglichen Abneigung gegen das Laufen einen ungeahnten Ehrgeiz. Er ist felsenfest davon überzeugt, den Boston-Marathon zu gewinnen und seine Mutter aus dem Koma zurück ins Leben zu holen.

Sportliche Heldentaten sind dem Kino ja nun wahrlich nicht fremd. In der Regel dienen sie Menschen oder Gruppen in Außenseitersituationen als Möglichkeit, sich und anderen etwas zu beweisen. Der Sport als Katalysator, der Sport als Triebfeder für Veränderung. Glaubwürdigkeit spielt in solchen Fällen oft nur eine untergeordnete Rolle. Ehrlich währt jedoch auch hier am längsten. Michael McGowans in Kanada entstandener ?Saint Ralph? macht keinen Hehl daraus, dass hier die Grundsätze der katholischen Glaubenslehre gegen blasphemische Vorsätze verteidigt gehören. Der an die Unschuld des Lebens glaubende Teenager Ralph, fasziniert nicht zuletzt auch vom weiblichen Geschlecht und naiv in seinen Erwartungen, und Vater Fitzpatrick sind hier die Verfechter zweier Pole, die für Ralphs inneren Kampf unabdingbar sind. Vater Hibbert, einst selbst ein bekannter und erfolgreicher Läufer mit einem kleinen, hier nicht unwesentlichen Geheimnis, wiederum bringt schließlich auch noch Nietzsches Aussage ins Spiel (und den Unterricht), der Antichrist und Christ selbst wären gleicher Herkunft. Ein Zwiespalt, in dem sich auch Ralph befindet.

Bedeutungsschwanger hat McGowan seinen Film immer wieder mit Kapiteln überschrieben, die an den Fortschritt der Handlung mit monatlich wechselnden Schutzpatronen und Heiligen wie jenem der Besessenen oder der Einsamen erinnern. Damit soll wohl an den inneren Zustand Ralphs erinnert werden, auf Dauer wirkt dieses Schema jedoch zu bemüht, zumal der Bezug zum Monatsthema oft nur am Rande gestreift wird. Für Ralph stellt sich aber auch das Problem, dass zur Bewirkung des erhofften Wunders nicht allein nur seine trainierbare Ausdauerfähigkeit von Bedeutung ist, sondern er per Definition auch im christlichen Sinne Reinheit, Glauben und Frömmigkeit verkörpern sollte. Mit Beten allein ist?s da noch nicht getan.

Mit seinen fast schon plakativen Handlungselementen bremst sich der an sich äußerst sympathische (und Jennifer Tilly in einer Nebenrolle als Krankenschwester zeigende) Film immer wieder selber aus. Trotzdem gelingt es ihm, durch das heldenhaft inszenierte Finale beim Boston-Marathon - der 1954 vom Finnen Veikko Karvonen und nicht wie in dieser somit als fiktiver Geschichte markierten Story von einem gewissen John Kelly gewonnen wurde ? Ralph die ihm gebührende Anerkennung unter Mitschülern wie Schulleitung zu ermöglichen. Unter diesen Umständen fällt es Ralph nicht schwer, das Gefühl, ein Versager zu sein, abzulegen. Nein, ein Heiliger ist Ralph am Ende zwar nicht. Doch er hat entdeckt, dass er noch ganz andere Dinge bewirken kann. Künftige Erfolge jedenfalls wird sich seine früher oder später aus dem Koma erwachende Mutter nicht entgehen lassen.

2005, 98 Min., FSK ab 12 Jahren
2005, 98 Min., FSK ab 12 Jahren
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