Bis zum Ausbruch des Krieges 1991 waren Einheit und Brüderlichkeit in Jugoslawien vorherrschende Ideale. Der Titoismus hatte neben der Blockfreiheit eine weitreichende Selbstverwaltung der Arbeiter hervorgebracht. Im Jahr 2005, 25 Jahre nach dem Tod des Staatspräsidenten Tito, beginnt Nicolas Wagnières seine Suche nach dem, was von diesen Werten noch übrig ist. Der Schweizer mit jugoslawischer Mutter verknüpft Kindheitserinnerungen an Urlaube im ehemaligen Jugoslawien mit der Geschichte der Region.
Anhand der wechselvollen Geschichte des einst berühmten Hotels Jugoslavija in Belgrad, einer Ikone des Modernismus von 1969, zeigt er die massiven Veränderungen, die Land und Leute in den letzten 40 Jahren durchlebt haben. Den Verfall des Gebäudes, die großen Pläne für seine Zukunft und die ernüchternde Realität setzt Wagnières analog zum Verfall gesellschaftlicher Werte, den er im postjugoslawischen Serbien wahrnimmt. Die Architektur, gefilmt in kühlen Super-16-Bildern, als Zeugin des kollektiven Unbewussten: Über zehn Jahre hinweg gedreht, geht die Auseinandersetzung über bloße Nostalgie hinaus und greift auch heutige Ideale auf. Ein persönlicher und zugleich politischer Essay.