Ein Film über Nähe, über die Schönheit einer innigen Umarmung und die zärtliche Berührung des Henkers. Vor allem aber ist es ein Drama über Distanzlosigkeit, das sich dem Zuschauer selbst mehr und mehr annähert, bis jeder freie Raum überbrückt oder gefüllt ist. Die schmerzliche Intimität einer Zeit rückt dicht heran: Leningrad im Jahre 1945, direkt nach dem Krieg, ist ein Ort des Mangels und der Kälte. Nach der langen Belagerung scheint es, die Stadt selbst wäre traumatisiert. In ihrer Verzweiflung drängen die Menschen zusammen und schließen die ausgedünnten Reihen, bis kaum mehr ein Einzelner zu erkennen ist. Selbst die Körper werden geteilt.
Nichts erscheint grell oder ausgestellt, nirgendwo rutscht der eröffnete Widerspruch zwischen braungrünem Allerlei und bunten Sprengseln in süßlichen Kitsch ab. Man kann sich leicht in Details verlieren, in der Textur einer grünen Strickjacke oder einem Topf, aus dem sanfter Dampf aufsteigt. Oder in den Augen von Iya und Masha. Die Bilder sagen, worüber die Figuren schweigen müssen. Manche Sätze hat ihnen der Krieg geraubt, der Film steht ihnen zu Seite und wird selbst Organ ihrer Sehnsucht. Was nicht sein darf, wuchert umso wilder, unbeherrschbar in alle Richtungen. Balagov ist eine große Liebesgeschichte gelungen.