Wer als Autor im Dritten Reich publizieren wollte, musste sich offiziell registrieren lassen als Mitglied der Reichsschrifttumskammer. Aber was bedeutete das? Wieviel Anpassung wurde verlangt? Wie war das Verhältnis zum Staat und wie das Selbstverständnis als Repräsentant des deutschen Geisteslebens? Hielt man Kontakt zu emigrierten Kollegen? Und wie stellte man sich zur Verfolgung und Deportation der Juden?
Filmische Übersetzung des Buches JEDER SCHREIBT FÜR SICH ALLEIN von Autor und Musiker Anatol Regnier. Er hat für dieses Buch Schriftstellernachlässe und Verlagskorrespondenz gesichtet und lässt die Protagonisten ausführlich selbst zu Wort kommen. Überzeugte Nazis sind darunter, andere glaubten, das Richtige zu tun und taten das Falsche. War man als Dagebliebener, wie man sich auch drehte und wendete, Teil des Systems? Oder war es möglich, als Schriftsteller im nationalsozialistischen Deutschland integer zu bleiben? Die Befunde sind oft überraschend ambivalent und sehr viel differenzierter, als die Schwarz-Weiß-Logik Nazi/Antinazi vermuten lässt. Im Fokus stehen jene, die nicht ins Exil gegangen sind, wie Gottfried Benn, Ina Seidel oder eben Erich Kästner. Das Buch berstet vor Wissen, Neugier, Verzweiflung, Leidenschaft und Unbehagen - der Film raubt einem den Atem und trifft immer wieder in die Magengrube. Am Ende mündet er in einen gegenwartspolitischen Brandbrief.
Alles dreht sich letztlich um die Fragen: Warum sind manche deutsche AutorInnen nicht nach 1933 ins Exil gegangen? Wie konnten sie hier leben und schreiben? Letztlich läuft es auch auf die Zuspitzung hinaus: Kann man Nazi sein und gleichzeitig gute Kunst schaffen?