Den Teilnehmern eines Rollenspiels wird ein bestimmter Charakter zugewiesen, und sie unternehmen eine fiktive Zugreise zu einer Insel, um einen Geldpreis zu gewinnen. Doch dann wird der Wettbewerb zu einem Mikrokosmos der Einschränkungen, die sie im wirklichen Leben erfahren.
Die Teilnehmer eines namenlosen Rollenspiels kommen in einem Abfahrtsbereich an, wo ein Kontrolleur ihre Ausweise überprüft und ihnen mitteilt, welche Rolle sie spielen sollen, bevor sie in einen fiktiven Zug steigen, der zur fiktiven Insel Hermia fährt. Um zu gewinnen, müssen sie in ihrer Rolle bleiben und alle ihnen gestellten Aufgaben erfüllen. Doch als der Zug abfährt, beginnen einige Teilnehmer zu ahnen, dass hinter dem Spiel mehr steckt, als es scheint, und was wie eine Tonbühnenkonstruktion aussah, verwandelt sich in etwas beunruhigend Reales, dessen wahres Ziel unbekannt ist.
Amirali Navaees Sunshine Express ist eine üppige Allegorie, die untersucht, wie sich totalitäre Systeme durch kollektive Komplizenschaft erhalten. Navaee kombiniert dies mit den Wettbewerbselementen einer Reality-Gameshow und mehr als nur ein bisschen Kafka, um eine Welt zu erschaffen, die das Leben der Menschen widerspiegelt, die die Charaktere spielen. Das theatralische Rollenspiel bietet keine Freiheit, nur verstärkte Gefangenschaft, während die Teilnehmer sich in einer Welt zurechtfinden, in der die Vorstellung von Wahl eine Illusion ist und Zwang nicht immer mit Gewalt, sondern durch psychologische und emotionale Manipulation ausgeübt wird. In einer Welt, die von Angst beherrscht wird, deutet Navaees zunehmend straffes Drama an, dass selbst die Tugendhaften zu den grausamsten Taten getrieben werden können.