Silent Friend, OmU
Im Herzen eines botanischen Gartens in einer mittelalterlichen Universitätsstadt in Deutschland steht ein majestätischer Ginkgobaum. Dieser stille Zeuge hat über ein Jahrhundert lang den ruhigen Rhythmus der Veränderung über drei Menschenleben hinweg beobachtet, wodurch drei lose verbundene Episoden eine erstaunliche innere Kohärenz besitzen.
1908 entdeckt die erste Studentin der Marburger Universität durch die Linse ihrer Kamera eine Ordnung im Kleinen, im Blatt, im Pflanzengewebe. In einer Zeit, in der Frauen im Hörsaal noch eine Sensation sind, wird ihr Blick auf die Pflanzenwelt zugleich zu einem Akt der Emanzipation. 1972 folgt die Geschichte eines jungen Studenten, der über eine einfache Geranie zu einer fast existenziellen Erfahrung findet. Es ist eine Episode voller Sanftheit, getragen vom Gefühl der 70er-Jahre: Aufbruch, Experiment, ein vorsichtiger Widerstand gegen Konventionen.
2020 schließlich, mitten in der Corona-Pandemie, begegnen wir einem Neurowissenschaftler aus Hongkong. Er erforscht die Hirnaktivitäten von Babys und richtet plötzlich seine wissenschaftliche Neugier auf den Baum. Zusammen mit der nur auf digitale Weise verbundene Dr. Alice Sauvage, einer weltbekannten Botanikerin, versucht er, die geheimnisvollen Verbindungen zwischen Mensch und Pflanze zu erforschen, insbesondere zu jenem Ginkgo, der das Zentrum der Geschichte bildet.