Obgleich nur ein Studentenfilm, hat ?Netto? viel von dem, was eigentlich vom ?großen Kino? zu erwarten wäre: Er erzählt amüsant eine ernste Geschichte, spiegelt in dem ?kleinen Persönlichen? der Filmfiguren ? auf ganz spielerische Weise ? immer auch das ?große Gesellschaftliche? wider und stellt in seinen Beobachtungen Fragen, die im deutschen Film seit längerem so nicht mehr gestellt werden.
Marcel Werner - getrennt und allein lebender Vater - hat immer viel zu sagen - ob als arbeitsloser Experte für Sicherheits- und Stilfragen aller Art oder als sympathischer Träumer und Tresenphilosoph mit dem Hang zu realsozialistischer Country-Musik aus der Vor-Wende-Zeit. Eines Tages steht der Sohn Sebastian (Sebastian Butz) vor seiner Tür. Der 15-jährige sucht Zuflucht vor familiärer Bevormundung und findet sich selbst plötzlich in der Rolle des Erziehers wieder.
Väter können von ihren Söhnen noch eine Menge lernen. Söhne können ihre Väter manchmal kaum ertragen, während sie ihren Freundinnen mehr von ihren Vätern versprechen, als diese halten können.
Der Kinofilm erzählt nicht nur von der Liebe zwischen Vater und Sohn, sondern auch von der zwischen einem jungen Regisseur und seinen Figuren. Das tragikomische Regiedebüt von Robert Thalheim handelt von Hoffnung und Enttäuschung, von falschen Träumen und richtigen Gefühlen, von der ersten Liebe und den scheinbar letzten Möglichkeiten, zu denen es doch immer Alternativen gibt. Und ganz nebenbei erzählt der Film auch davon, dass es immer wieder wunderbare Talente zu entdecken gibt.
?Auf der diesjährigen Berlinale wurde der Film als Entdeckung bejubelt. Zu recht. Denn er ist direkt, lakonisch, echt, verzweifelt, dann wieder voller Lebensfreude und Lebensmut. Kein glattes Kino, eher rohes Leben in seiner ganzen Verworrenheit.?
(BR-Online)