Sebastian ist ein moderner Taugenichts, Anfang 30, sympathisch, aber Sebastian ist ein moderner Taugenichts, Anfang 30, sympathisch, aber ohne einen genauen Plan, was er mit seinem Leben machen möchte. Durch einen Zufall lernt er Jalil kennen. Jalil ist ein ernster, eher kauziger älterer Herr, ein gläubiger Muslim, der die Regeln seiner Religion befolgt, jedoch durchaus leger auslegt. Eines Tages fragt Jalil den jüngeren Mann, ob dieser ihn nach La Paz fahren könnte. Denn Jalil will nach Mekka pilgern, zuvor jedoch in La Paz seinen Bruder abholen. So machen sich die beiden Männer auf die weite Autofahrt vom argentinischen Buenos Aires nach Bolivien, mit einem Dialysegerät im Gepäck und wechselnden Reisebegleitern. Im Verlauf der Fahrt verlieren die Beiden sukzessive ihren Besitz und übernehmen, nachdem sie einige Krisen überstanden und die aus ihren Gegensätzen resultierenden Konflikte verhandelt haben, mehr und mehr Verantwortung für den anderen. Am Ziel der Reise scheinen beide die innere Orientierung gefunden zu haben.
Das Taxi als Topos der kleinsten territorialen Einheit erhält in „Camino a La Paz“ eine unaufdringliche, plausible Variation. Unterschiedliche Lebensentwürfe begegnen sich hier kurzzeitig, intensiv und hinterlassen Spuren.
In „Camino a La Paz“ wird der Roadmovie zur Pilgerfahrt. Ein Buddy-Movie als Bildungsroman. Der Film überzeugt durch seine lakonische, genau beobachtete und warmherzige Erzählweise. Dem argentinischen Regisseur Francisco Varone gelingt es, der Reisebeschreibung eine spirituelle Dimension abzugewinnen, ohne dass er irgendwelchen dramaturgischen Klischees folgt. Fast beiläufig zeichnet er dabei auch das Bild eines Kontinents der, genau wie sein junger Held, offenbar nicht so recht weiß, wo es hingehen soll und wird.