Mit seiner 15 1/2stündigen, elfteiligen Chronik Heimat, zwischen 1981/84 entstanden, hat der 1932 geborene Edgar Reitz seine Hunsrücker Heimat zu einem fixen Ort in der Topographie des Films gemacht — wie John Ford das Monument Valley; oder — literarisch — Uwe Johnson Mecklenburg (und New York der 60er Jahre) durch die Tetralogie der Jahrestage.
Als er nun auf dem Filmfestival von Venedig die zwischen 1985 und 1992 entstandene Zweite Heimat, die „Chronik einer Jugend“ in 13 Teilen und 25 1/2 Stunden, der internationalen Presse vorstellte, schrieb ein italienischer Kritiker, so etwas könnten nur die Deutschen. Er meinte das voller Respekt für die 6jährige Arbeitsenergie (2700 Seiten Drehbuch, 552 Drehtage, 71 Darsteller, 310 Kleindarsteller, 2300 Mitwirkende, 540 000 Meter Rollfilm, 8539 Schnitte in 67 Monaten, Endlänge 48 000 Meter). Die Zweite Heimat dürfte das bislang größte zusammenhängende Filmprojekt der Geschichte sein, das ein einzelner als Regisseur und Drehbuchautor bewältigte. Die psycho-physische „Leistung" des „Autorenfilmers“ Edgar Reitz allein ist — als gelebte Lebens- & Arbeitskontinuität — bewundernswert.