Michael Ballhaus

Retrospektive

Michael Ballhaus – Director of Photography – ist auf internationaler Ebene einer der berühmtesten Vertreter seines Fachs. In seiner um 40 Jahre und über 80 Filme umspannenden Karriere hat er zwischen 1965 und 1985 dem deutschen Film ein neues Gesicht gegeben und den Mythos Fassbinder, der mit ihm seine stärksten Filme drehte, wesentlich mitgeprägt. Mitte der 80er Jahre ging Michael Ballhaus nach Amerika und brachte es dort als einer der wenigen deutschen Filmkünstler zu höchster Anerkennung. Er arbeitete dort mit den interessantesten Independent-Regisseuren zusammen und wurde der Lieblingskameramann von Martin Scorsese, der den Gestaltungswillen des neuen amerikanischen Kinos am konsequentesten vertrat. Bis heute hat Michael Ballhaus in seiner Neugier nie nachgelassen, filmsprachlich innovativ zu sein – und zugleich darüber nie vergessen, dass im Zentrum eines guten Films immer nur der Mensch und seine existenziellen Konflikte stehen können.


Wir zeigen zu Ehren von Michael Ballhaus:



Faustrecht der Freiheit

D 1975, Regie: Rainer Werner Fassbinder, mit RWF, Karl Heinz Böhm, Irm Hermann, Kurt Raab; Franz, arbeitsloser Schausteller, wegen seiner Nummer \"Fox, der tönende Kopf\" genannt, wird durch den Kunst- und Antiquitätenhändler Max in einen Zirkel vornehmer Homosexueller eingeführt. Hier lernt er den Unternehmersohn Eugen kennen; sie verlieben sich ineinander und nehmen sich zusammen eine Wohnung, die der kultivierte Eugen einrichtet, Franz, der gerade im Lotto 500.000 Mark gewonnen hat, aber bezahlt.

Starnberg: So 5.7. um 11.00 Uhr

Der Zauberberg

D 1981, Regie: Hans Werner Geissendörfer, mit Christoph Eichhorn, Rod Steiger, 150 min., Nach seinem Examen besucht der Hamburger Ingenieur Hans Castorp seinen lungenkranken Vetter in einem Sanatorium bei Davos und gerät dabei in den Bann der Welt der Kranken. Kurz vor seiner geplanten Abreise lässt er sich untersuchen, und weil der Arzt auch bei ihm einen Lungenschaden diagnostiziert, bleibt er – bis sieben Jahre später der Weltkrieg ausbricht. In seinem mitreißenden und besonders kunstvoll fotografierten Film betont Hans W. Geißendörfer das Skurrile und Makabre der von Thomas Mann ursprünglich als Satyrspiel geplanten literarischen Vorlage.

Herrsching: So 5.7. um 11.00 Uhr
Seefeld: Mi 9.7. um 16.30 Uhr

Zeit nach Mitternacht

(After hours), USA 1985, Regie: Martin Scorsese, 95 min., Computerexperte Paul (Griffin Dunne) lernt in einem New Yorker Café die bezaubernde Marcy (Rosanna Arquette) kennen. Sie hinterlässt ihm ihre Adresse, aber der Weg dorthin führt Paul auf Abwege. Nachdem er im Taxi sein Geld verliert und statt Marcy am angegebenen Ort Kiki trifft, beginnt eine haarsträubende Odyssee.

Herrsching: 2.7. um 21.45 Uhr
Starnberg: 3.7. um 22.15 Uhr

Farbe des Geldes

(The Colour of Money), USA 1986, Regie: Martin Scorsese, mit Paul Newman, Tom Cruise, 120 min., Der alternde Billardspieler Eddie Felson entdeckt eines Tages das außergewöhnliche Talent eines unerfahrenen Billardspielers Zynisch macht er aus dem naiven und enthusiastischen Sportler Vincent einen berechnenden Zocker ...
Das Spielerdrama \"Die Farbe des Geldes\" von Martin Scorsese ist eine fesselnde psychologische Studie über zwei Männer mit grundverschiedenen Lebensauffassungen. Die nuancenreiche Mimik ist hier wichtiger als action; das eigentliche Geschehen zeigt sich in Dialogen, Gesten und Blicken.

Starnberg: Sa 4.7. um 22.15 Uhr

Die fabelhaften Baker Boys

USA 1989, Regie: Steve Kloves, mit Michelle Pfeiffer, 110 min; Die große Zeit von Jack (Jeff Bridges) und Frank (Beau Bridges) als die \"fabelhaften Baker Boys\" scheint vorbei zu sein. Jazz- und Bar-Musik an zwei Konzertflügeln ist vielleicht nicht mehr zeitgemäß in den 1980ern - und sie beschließen, die Ex-Prostituierte Susie Diamond (Michelle Pfeiffer) als Sängerin zu engagieren. Das Publikum, aber auch Jack verlieben sich in sie. Damit beginnt die scheinbar unzertrennliche Freundschaft der beiden Geschwister zu bröckeln...
Wunderschön von Michael Ballhaus fotografierte Sequenzen (er wurde hierfür für den \"OSCAR\" nominiert) und ausladende Musik-Szenen geben der Handlung Zeit sich zu entwickeln und den Charakteren Gelegenheit, sich zu entfalten. Michelle Pfeiffer schaffte in der Rolle der Barsängerin wohl den endgültigen Durchbruch und heimste allseits Anerkennung ein.

Starnberg: Mi 2.7. um 22.15 Uhr
Herrsching: Do 3.7. um 21.45 Uhr

Good Fellas

USA 1989, Regie: Martin Scorsese, 135 min., Henry Hill (Ray Liotta) bewundert von Kindheit an die \"Großen\" Jimmy Conway (Robert De Niro) und Tommy DeVito (Joe Pesci) bewundert. Er will dazugehören. Als er es schafft, beinnt für ihn ein strahlendes Leben: Zuhause ist er der brave Ehemann, in der Familie der Mafioso der knallharte Killer. Das alles geht gut, bis er wegen Drogenhandels verhaftet wird - und auspackt. Das bringt ihm zwar im Rahmen des Kronzeugenprogramms eine neue Identität - aber seine ehemaligen Freunde sind überall...
Regisseur Marin Scorsese setzte die realitätsnahen Aufzeichnungen des Journalisten Nicholas Phleggi (“Der Mob von innen”) mit ungeschminkter und hoher Brutalität um. Insgesamt war der Film für sechs \"Academy Awards\" nominiert, darunter auch als \"bester Film\" und für die beste Regie.

Starnberg: So 6.7. um 22.15 Uhr
Herrsching: Mo 7.7. um 21.45 Uhr

Bram Stokers Dracula

USA 1992, Regie: Francis Ford Coppola, 115 min.,, mit Gary Oldman, Winona Ryder, Keanu Reeves; Als Fürst Dracula aus dem Krieg heimkehrt, erfährt er, dass seine Geliebte Elisabeth sich das Leben nahm, weil sie glaubte, er sei gefallen. Verzweifelt sagt er sich von Gott los und wird zum Vampir ...
Obwohl sich Francis Ford Coppola besonders eng an Bram Stokers Roman aus dem Jahr 1897 hielt, inszenierten er und sein Kameramann Michael Ballhaus keinen altmodischen Vampirfilm, sondern einen atemberaubenden Bilderrausch.

Starnberg: Mi 2.7. um 21.45 Uhr Open-Air
Herrsching: Sa 5.7. um 21.45 Uhr

Zeit der Unschuld

(Age of Innocence), USA 1993, Regie: Martin Scorsese, mit Michelle Pfeiffer, Daniel Day-Lewis, Winona Ryder, 130 min., New York in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts. Die Amerikanerin Ellen Gräfin Olenska hat gerade ihren polnischen Ehemann verlassen und ist allein in die USA zurückgekehrt. Newland Archer, der Scheidungsanwalt, und seine Klientin verlieben sich auf den ersten Blick, aber eine geschiedene Frau wird gemieden – und Newland Archer erweist sich als zu schwach, um dem gesellschaftlichen Zwang zu widerstehen ...
Mit \"Zeit der Unschuld\" verfilmte Martin Scorsese den Roman \"The Age of Innocence\" von Edith Wharton, die dafür 1921 als erste Frau mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Das Ergebnis ist ein bis ins letzte Detail sorgfältig inszeniertes Meisterwerk – auch wegen der wie immer hervorragenden Arbeit des Kameramannes Michael Ballhaus.

Seefeld: Do 3.7. um 16.30 Uhr
Starnberg: So 6.7. um 11.00 Uhr

Departed

USA 2006, Regie: Martin Scorsese, mit Jack Nicholson, Leonardo Di Capprio, 150 min., Mit viel Geduld verhilft Frank Costello, der Boss der irischen Mafia in Boston, einem Waisen zu einer erfolgreichen Karriere bei der Polizei, um dort einen zuverlässigen Informanten zu haben. Ohne von Colin Sullivans Doppelrolle etwas zu ahnen, schleust Captain Queenan seinerseits den Underdover-Agenten Billy Costigan bei Costello ein. Nach einiger Zeit wächst sowohl bei der Polizei als auch bei der Mafia der Verdacht, dass sich ein Spitzel in den eigenen Reihen befindet ..
Das Gespinst aus Korruption, Doppelmoral, Täuschung und Illoyalität, das die Grenzen zwischen der Polizei und dem organisierten Verbrechen überwuchert, ist ein Spiegelbild der verkommenen Gesellschaft. Bei den Figuren in \"Departed. Unter Feinden\" handelt es sich nicht um Stereotype, wie in dem einen oder anderen Gangsterfilm, sondern um sorgfältig ausgearbeitete Charaktere. Das betrifft vor allem Colin Sullivan, Billy Costigan und Frank Costello, die von Matt Damon, Leonardo DiCaprio und Nick Nicholson facettenreich dargestellt werden.

Herrsching: So 6.7. um 21.45 Uhr
Starnberg: 7.7. um 22.15 Uhr

Weitere Filme im Filmforum Landsberg

Im Filmforum Landsberg unter Leitung von Kurt Tykwer sind zu sehen:
Mo., 7.7., 20 Uhr
Martha
Eine 31jährige Bibliotheksangestellte heiratet einen distinguierten Geschäftsmann, der sich als herrschsüchtig und sadistisch herausstellt und die innerlich ungefestigte Frau für seine Bedürfnisse
„ formt“. In Ihrer halb durchlittenen, halb akzeptierten Isolation gerät sie schließlich in Panik. Eine äußerst intensive, biza r re und beklemmende Studie über Macht und Unterdrückung sowie die damit ve rbundenen Mechanismen und Rituale als Elemente bürgerlichen Lebens. Ebenso lustvoll wie unterkühlt entwickelt Fassbinder, unterstützt durch die formale Innovation von Michael Ballhaus und hervorragender Darsteller,eine filmische Versuchsanordnung - mit der er die ganze Spannbreite des Melodrams auslotet. Es war zugleich die G e b u rtsstunde eines Ballhaus - Markenzeichens, der schwindelerregenden Kreisfahrt.

Regie und Buch: Rainer Werner Fassbinder – Kamera: Michael Ballhaus – Musik: Max
Bruch, Gaetano Donize t t i , Orlando di Lasso – Schnitt: L i e s g re t S c h m i d t-Klink –
Ausstattung: Kurt Raab – Darsteller: Margit Carstensen, Karlheinz Böhm, Gisela
Fackeldey, Adrian Hoven – Deutschland 1973 / L: 116 Min.

Michael Ballhaus: „ Etwas vom Faszinierendsten an Fassbinder war, dass er immer versucht hat, die Dinge ge gen den Strich zu bürsten. MARTHA wird dadurch erst richtig raffiniert,weil er einen besonders sanften Menschen ( Karlheinz Böhm ) nimmt ,der seine Frau quält und zum widerlichen Sadisten wird. Dem ge genüber steht eine eigentlich emanzipierte Frau ( Margit Carstensen ) ,die sich hilflos aufbäumt und sich dann doch fügt. Fassbinder war äußerst konzentriert und es stimmte einfach alles: die Schauspieler, das Buch, die Motive.Wir hatten alle Lust, es formal auf die Spitze zu treiben.“

Do., 10.7., 20 Uhr
Die Ehe der Maria Braun

Die Geschichte einer ebenso schönen wie ehrgeizigen Frau, die in den ersten Nachkriegsjahren mit Skrupellosigkeit und Gefühlskälte den sozialen Aufstieg schafft, i h re Träume von Liebe und Ehe aber nicht verwirklichen kann.Der Film verknüpft das Einzelschicksal mit der frühen Geschichte der Bundesrepublik und ihrer Entwicklung zur egoistischen, seelenlosen Gesellschaft , in der vor allem der materielle Wohlstand zählt. Ein sehr dichter Film mit einer überaus differenzierten Kameraarbeit und grandiosen Darstellerleistunge n . Ein doppelbö d i ges Melodram und bis heute unbestritten eine der besten, sowie die international erfolgreichste Arbeit des Regisseurs.

Regie: Rainer Werner Fassbinder – Buch: Peter Märthesheimer und Pea Fröhlich nach
einer Idee von Rainer Werner Fassbinder – Kamera : Michael Ballhaus – Musik: Peer
Raben – Schnitt: Juliane Lorenz – Ausstattung: Helga Ballhaus – Darsteller : Hanna
Schygulla, Klaus Löwitsch, Ivan Desny, Gottfried John Deutschland 1978 / L: 120 Min.
Michael Ballhaus:„ Mir ist dieser letzte Film, den ich mit Fassbinder drehte, der liebste – möglicherweise auch, weil er das große Publikum erreichen konnt e. Aber bei den Dreharbeiten gab es durchaus schon Momente,wo ich mich bei dem Gedanken ertappte: „ Jetzt mag ich nicht mehr.“ Es war wie eine Beziehung, in der man alles durchgespielt hatte . Fassbinder wurde mir zu unberechenbar, ich konnte in seinen Schwankungen keine Logik entdecken.“

Mo., 21.7., 20 Uhr
Zeit der Unschuld

von Edith Wharton – Kamera: Michael Ballhaus – Musik: Elmer Bernstein – Schnitt:
Thelma Schoonmaker – Ausstattung: Dante Feretti – Darsteller:
Daniel Day-Lewis, Michelle Pfeiffer,Wiona Ryder – USA 1992 / L: 138 Min.

Michael Ballhaus :„ Liebesgeschichten sind nicht gerade das bevorzugte Thema von Martin Scorsese.Aber ich war sofo rt begeistert, weil es eine Liebesgeschichte war, die alles besaß, was ich mag. Wir hatten Glück mit der Besetzung, die ja auch nicht typisch für einen Scorsese- Film war. Dass Daniel Day- Lewis großartig sein würde, war zu erwarten, auch Michelle Pfeiffer war die hervorragende Besetzung. Aber dass Wiona Ryder so stimmig sein würde, hat uns alle fasziniert. “