Am Samstagabend wurden im Kino Breitwand Gauting die Preise des 16. Fünf Seen Filmfestivals verliehen. Das sind die Gewinnerfilme:
Fünf Seen Filmpreis
Im internationalen Wettbewerb um den Fünf Seen Filmpreis wird der belgische Film PLAYGROUND von Regisseurin und Drehbuchautorin Laura Wandel ausgezeichnet. Der Film zeigt Mobbing aus der Perspektive eines Kindes. Die kleine Nora beobachtet, wie ihr Bruder Abel in der Schule immer mehr bedrängt, gedemütigt und zu schlimmen Taten überredet wird. Nora gerät in einen inneren Konflikt: Abel hat sie gebeten, nichts zu sagen, und die Erwachsenen bemerken nichts. Was soll sie tun?
Aus der Jurybegründung: Regelrecht begeistert waren wir von den jungen Darstellern und Darstellerinnen, die die emotionalen Abgründe der Geschwister, das permanente Gefühl der Bedrohung und den Zwang zur Entscheidung so berührend vermitteln, das man sich ihm nicht entziehen kann. Manchmal kann man Menschen nicht auf die Art und Weise helfen, wie sie es gerne hätten, denkt man sich als erwachsener Zuschauer im Angesicht von Kindern, die sich ihren Platz in der Welt erkämpfen müssen - und solche Überlegungen hervorzurufen, ist schon eine besondere Leistung für einen Film.
Eine lobende Erwähnung erhält der kosovarische Film VERA DREAMS OF THE SEA von Kaltrina Krasniqi, die bei der Preisverleihung persönlich anwesend ist. Der Film handelt von einer Frau, die nach dem Selbstmord ihres Mannes unter Druck gesetzt wird, ihr Haus zu verkaufen. Doch sie weigert sich und nimmt es mit der patriarchalischen Gesellschaft ihres Landes auf.
Die Jury bildeten Lea Freund (Regisseurin), Insa Wiese (Projektmanagerin, ehemalige Leiterin der Regensburger Kurzfilmtage), Roderich Fabian (Kulturjournalist), Dominik Utz und Martin Schwimmer (Filmproduzenten). Der Spielfilmpreis im Wert von 5.000 Euro wird vom Landratsamt Starnberg gestiftet und geht an die Regisseurin des Films.
Dokumentarfilmpreis
WHAT REMAINS ON THE WAY von Jakob Krese und Danilo do Carmo wird mit dem Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet. Der Film wurde von der aus Starnberg stammenden Annika Mayer produziert. Sie nimmt den Preis heute Abend entgegen. Der Film erzählt von einer Frau aus Guatemala, die ihren gewalttätigen Mann verlässt und sich mit zwei kleinen Kindern zu Fuß auf eine lange Reise in die USA macht.
Aus der Jurybegründung: Der Film überzeugt mit einer meisterhaft umgesetzten Ehrlichkeit und einem packenden Spannungsbogen. Das Filmteam um Jakob Krese und Danilo Do Carmo hat durch einen sehr persönlichen Zugang und ein hohes Maß an Vertrauen zu den Menschen vor Ort eine ganz eigene Filmsprache gefunden. Auf Interviews und Off-Text wird komplett verzichtet. Als Zuschauer ist man so vom ersten Moment an ein Mitreisender auf der 2500 km langen Fluchtstrecke.
In der Jury saßen Oscar-Gewinner Pepe Danquart (Autor, Regisseur und Produzent), Kerstin Reich (Produzentin), Lisa Eder (Regisseurin und Produzentin), Franz Böhm (Regisseur) und Villi Hermann (Regisseur, Produzent, Kameramann). Der Preis in Höhe von 3.000 Euro wird von der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg bereitgestellt und geht an die Regisseure des Dokumentarfilms.
Perspektive Spielfilm
Gewinnerfilm der Reihe Perspektive Spielfilm ist OTHER CANNIBALS von Francesco Sossai. Darin begegnen sich Fausto und Ivan in einem Südtiroler Berghaus, beginnen ein intensives Gespräch und vertrauen sich ihre tiefsten Wünsche und Abgründe an. Auch ein grausamer Gedanke jenseits menschlicher Normen schleicht sich in ihr Gespräch, und als sie sich in ein abgelegenes Tal begeben, stellt sich die Frage: Wer sind die beiden? Liebende? Kannibalen? Opfer und Täter?
Aus der Jurybegründung: Letztendlich geht es in diesem Film um alles. Um Tod und Leben, darum, einen Sinn im eigenen Leben zu finden, um die versuchte Flucht aus dem Alltag und große Pläne. Eben darum, worum es dem Menschen so geht. Diese Fragen anhand einer Geschichte über Kannibalismus zu erzählen, was für eine verrückte Idee, die hier großartig aufgeht.
In der Jury saßen die jungen Filmschaffenden Jonas Bak, Lia Ekizoglou, Hannah Jandl, Lea Tama Springer und Sandra Hoelzel. In der Reihe Perspektive Spielfilm laufen herausragende Filme aus Mitteleuropa, die jeweils die erste oder zweite Spielfilmproduktion der Regisseure sind. Gestiftet wird der mit 3.000 Euro dotierte Preis von der Stadt Starnberg.
Horizonte Human Rights Filmpreis
Die kosovarisch-tschechische Produktion HIVE wird mit dem Horizonte Human Rights Filmpreis ausgezeichnet. Die kosovarische Regisseurin Blerta Basholli nimmt den Preis persönlich entgegen. In HIVE ist der Mann von Protagonistin Fahrije verschwunden. Sie entschließt sich, ein eigenes Geschäft zu gründen, trotz großer Widerstände im streng patriarchalischen Dorf im Kosovo. Und bald scharen sich immer mehr Frauen um sie.
Der Horizonte Human Rights Filmpreis würdigt einen Film, der sich in besonderem Maße um Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichstellung der Geschlechter und stimmiges Zusammenleben zwischen Mensch und Natur verdient macht. In der Reihe liefen sieben Filme, der Gewinnerfilm wurde vom Publikum gewählt. Der Preis wird von der Gleichstellungsstelle des Landratsamtes Starnberg gestiftet, ist mit 2.000 Euro dotiert und wird an die Regisseurin des Filmes verliehen.
SZ-Publikumspreis in der Reihe "Best of Festivals"
In der Reihe "Best of Festivals" laufen Filme aus Mitteleuropa, die bei Festivals in aller Welt entdeckt wurden. Der von der Süddeutschen Zeitung verliehene Publikumspreis geht an den Schweizer Film THE ART OF LOVE von Philippe Weibel, eine berührende Komödie über zwei einsame Seelen, die auf unkonventionelle Weise zu einer sonderbaren Freundschaft finden: Eva, die Sexspielzeug eloquent beschreibt, ohne es ausprobiert zu haben, und Adam, der sich als Testperson seinen Lebensunterhalt verdient. Der Gewinner erhält eine Anzeige in der SZ im Wert von 5.000 Euro. Der Film ist im Anschluss an die Preisverleihung zu sehen.
Diese Preise wurden bereits verkündet:
Kino & Klima Award: THE NORTH DRIFT von Steffen Krones
Short Plus Award: UNTER DER WELLE von Veronika Hafner
Kurzfilmpreis: MACH'S LICHT AUS! von Marc Philip Ginolas und Marius Beck