Man glaubt, diese Geschichte aus den alltäglichen Nachrichten zu kennen: Sie handelt von der jungen, in Deutschland aufgewachsenen Türkin, die ihre Rechte als ein moderner, freier Mensch einfordert und deshalb von den streng traditionell lebenden Verwandten ausgestoßen und bestraft wird, da sie die Ehre der Familie beschmutzt hat.
Aber sie ist weit mehr! Ergreifend, packend, spannend und intensiv!
DIE FREMDE beginnt dann auch mit dem scheinbar unausweichlichen, tragischen Ende - mit der Pistole, die einer ihrer Brüder auf die junge Frau richtet - dann folgt die Blende zurück zum Beginn des Dramas. Schon bald merkt man, wie genau und komplex hier erzählt wird. Die Mitglieder der Familie werden nicht in gut (modern) und schlecht (traditionell) eingeteilt, sondern Feo Aladag versucht statt dessen, jedem einzelnen gerecht zu werden. Der Film zeigt, wie auch der Vater, die Mutter, die beiden Brüder und die jüngere Schwester an der Situation leiden und verzweifeln, wie sie Auswege suchen, zeitweise wieder ihrer Liebe zu Umay nachgeben - wie sie letztlich alle das Beste wollen, aber einfach nicht aus ihrer Haut können.
?Hör auf zu träumen?, sagt die türkische Mutter zu ihrer 25jährigen Tochter Umay, die mit dem Sohn aus einem unglücklichen Eheleben in Istanbul ausbricht. Umay möchte in Berlin ein selbstbestimmtes Leben führen, doch nicht nur die harte Realität in der türkischen Gemeinschaft, sondern auch die Reaktionen der eigenen Familie setzen ihren Wünschen harte Grenzen. Mit Feingefühl für die Zerrissenheit aller beteiligten Figuren erzählt DIE FREMDE äußerst differenziert vom Überlebenskampf der jungen Frau zwischen unterschiedlichen Kulturen, Traditionen und Familienbanden. Dafür werden ebenso bedrückend düstere Innenansichten gefunden wie hoffnungsvolle Ausblicke.
Meinung des Kinomachers: Eindeutig einer der mutigsten und besten filmischen Beiträge zu einem hochbrisanten und wichtigen Thema.