EDGAR REITZ: Die zweite Heimat - Kennedys Kinder (1963)

Der 23. November 1963. Während unablässig der Regen herunterprasselt, bereitet Hermann im Fuchsbau das neue Konzert der Gruppe "Spuren" vor. Die Plakate sind im ganzen Zimmer zum Trocknen ausgelegt. Da passiert das erste Unglück des Tages: ein Baum, der gerade gefällt wird, kracht irrtümlicherweise durch die Fensterscheiben mitten auf die Plakate. Kurz darauf steht nach langer Abwesenheit plötzlich Clarissa im Raum und bittet Hermann um 800 Mark, die dieser aber nicht hat. Clarissa macht sich zu Jean-Marie und Volker auf und bittet sie um das Geld. Einer von beiden muss nämlich der Vater des Kindes sein das Clarissa erwartet, und das sie abtreiben lassen will. Für den konsternierten steinreichen Jean-Marie ist Geld kein Problem.

Der Hauptheld des Tages ist Alex. Schon nach dem Aufwachen hat er den Sinnspruch seines verstorbenen Vaters memoriert: "Einen guten Freund kann man daran erkennen, dass er einem Geld gibt." Ohne Geld und halb verhungert macht er sich dann mit weiteren Merksätzen aus Wittgensteins "Tractatus logicophilosophicus" auf Schnorrertour. Im Fuchsbau kann er noch etwas Marmelade schlecken. Olga ist gerade mit Probeaufnahmen für einen Film beschäftigt und hat für ihn sowieso keine Zeit. Auch bei den Jungfilmern Stefan, Reinhard und Rob hat er jeden Kredit verspielt. Als er es völlig durchnässt bei ihnen mitten während der Dreharbeiten dennoch versucht, bekommt er zwar kein Geld, dafür eine Statistenrolle, für die sich bis auf die langen Unterhosen ausziehen muss. Aber die Aufnahmen nehmen bald ihr Ende, die drei Jungfilmer verkrachen sich endgültig.

Alex zieht es zu den Auslagen der Feinkostläden. Als er mit den letzten Pfennigen einen Bettelanruf machen will, findet er in der Telefonzelle eine verlorene Geldbörse mit 190 Mark. Er trifft Stefan in einer Wirtschaft und zahlt ihm seine Schulden zurück. Dann schauen beide noch bei Helga vorbei und müssen feststellen, dass sie mit Tabletten einen Selbstmord versucht hat. Sie können sie gerade noch retten. Als sich alle spät in der Nacht wieder im Fuchsbau treffen, hat auch für andere ein schicksalsschwerer Tag ein Ende genommen. Hermann ahnt allerdings noch nichts davon, nachdem er Schnüsschen, die einstige Hunsrücker Lehrmeisterin im Zungenkuss, zufällig am Bahnhof getroffen und zu sich eingeladen hat. Es ist der Tag, an dem in Dallas John F. Kennedy ermordet wurde, ein Tag, den jeder auf seine Weise für immer in Erinnerung behalten wird.

Heimat - Eine deutsche Chronik

DE 1992, 108 Min., FSK ab 12 Jahren
Regie:
Edgar Reitz
Drehbuch:
Edgar Reitz
Besetzung:
Gisela Müller, Henry Arnold, Michael Schönborn
Kamera:
Gernot Roll (Filme 1-5), Gerard Vandenberg (Filme 6-8), Christian Reitz (Filme 9-13)
Heimat - Eine deutsche Chronik

DE 1992, 108 Min., FSK ab 12 Jahren
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