Wie sehr sich doch Anfang und Ende gleichen. Es sind nahezu die gleichen Bilder, die wir hier sehen: Detailaufnahmen, Raumanordnungen, Miniaturen eines Stillstands, eines Moments, in dem die Erde aus den Angeln gehoben ist. Eines Moments, nach dem nichts mehr so sein wird, wie es vorher war: Die sich langsam ausbreitende Pfütze einer blauen Flüssigkeit, ein regungslos auf dem blank polierten Boden liegender Körper, ein Gesicht, ein Körper von schräg hinten, erstarrt und eigefroren. Diese eindrücklichen Impressionen, eingefangen in sorgsam kadrierten Bildern, die aus der Zeit gefallen sind, bilden die sichtbare Klammer von Stephan Richters intensivem Drama Einer von uns, das basierend auf realen Ereignissen aus dem Jahre 2009 rund um tödliche Schüsse auf einen jugendlichen Einbrecher in einem Supermarkt einen Blick in den Abgrund der suburbanen Hölle gewährt. Ein Film, der das Kunststück vollbringt, zugleich karg und dicht zu sein, formal streng und doch voller berstender Energie und sublimierter Wut – kurzum: ein Meisterwerk.
Einer von uns ist keine minutiöse Nachzeichnung des realen Falles, sondern eine freie – und gerade dadurch umso bewegendere Interpretation der Tat, die damals ganz Österreich erschütterte und eine Diskussion um Polizeigewalt und Jugendkriminalität auslöste. Angefacht wurde die Debatte noch durch einen unsäglichen Kommentar in der Kronen Zeitung (dem österreichischen Pendant zu dem deutschen Boulevard-Blatt mit den vier Buchstaben), in dem der Kolumnist Michael Jeannée den zynischen Kommentar "Wer alt genug ist zum Einbrechen, ist auch alt genug zum Sterben" absonderte.