Gwendolyn. Ihr halbseitig gelähmtes Gesicht, in dem sich ein Lächeln nicht ohne weiteres von den Lippen ablesen lässt, ihr feingliedriger, aber zäher Körper, ihr stoisches Wesen. Von Wissensgier, Tatendrang, Lebenswille und Selbstkontrolle getrieben stellt sie sich nicht nur ihrer Krankheit, sondern auch dem Älterwerden – stets Contenance bewahrend und mit trockenem Humor.
Gwendolyn ist gebürtige Österreicherin und emigrierte in den 1970er-Jahren nach England. Inzwischen ist die 65-jährige promovierte Anthropologin pensioniert, doch trotz einer Krebserkrankung, die immer wieder kräfte- und nervenzehrende Operationen mit sich bringt, denkt Gwendolyn nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen, im Gegenteil: Täglich trainiert sie für die europäischen Meisterschaften im Gewichtheben. Mit 52 Jahren hat sie diesen eigentlich männlich konnotierten Wettkampfsport für sich entdeckt, seitdem zahlreiche internationale Titel gewonnen. Unter Anweisung ihres langjährigen Trainers Pat, der seinem Schützling spürbar freundschaftlich-fürsorgend zugewandt ist, stemmt die zarte Frau ausdauernd Kilos, trotz Anstrengung, mit leichtfüßiger Grazie.
Mit Anmut und Stolz widersetzt sie sich dem Alter, trotz Schicksalsschlägen, die sichtbare Spuren hinterlassen haben, erweist sie sich als Kämpfernatur.