Die Geschichten, die um den Dokumentarfilmpreis des 16. Fünf Seen Filmfestivals konkurrieren, sind - eventuell der Corona-Pandemie geschuldet ― zu einem großen Teil scheinbar erst einmal privater Natur. In ANIMA durchbricht die Vergangenheit des eigenen Vaters die bürgerliche Fassade eines Lebens im bayrischen Oberland. In MEIN WENN UND ABER geht es um die Gedanken und Zweifel der 30- bis 40-Jährigen, ob sie Familie gründen wollen oder nicht. Die Großmütter sind Thema von DIDA und IMMORTELS, ihre Lebensweisheiten und ihre Stellung gegenüber dem Tod, aber auch jeweils die daraus resultierende Frage, was dies für das jetzige Leben derjenigen bedeutet, die noch jung sind. MUTZENBACHER wiederum führt ausgehend von dem bekannten Roman zu den persönlichen Geschichten und Phantasien der Leser, ausgebreitet auf einer einzelnen Couch in einem künstlichen Setting.
Auf der anderen Seite finden sich im Wettbewerb zwei Filme über zwei besondere Orte. Beide sind dem Untergang geweiht. Es gibt keine Zukunft mehr, weder in BEYOND THE WHITE jenseits des Polarkreises noch im bulgarischen Pirin bei BÜRGERMEISTER, SCHÄFER, WITWE, DRACHE. Die Menschen gehen weg ― wie auch in WHAT REMAINS ON THE WAY. Eine Mutter mit kleinen Kindern macht sich auf einen tausende Kilometer langen Weg, um an einem Strand auf eine Mauer zu stoßen. Träume könnten die Rettung sein ― oder Neuinterpretationen einer biblischen Geschichte, wie im durch den Kanun reglementierten Leben in Albanien: SONS OF CAIN führt uns dorthin.